
Kleines Haus Glückert
Architekt: Joseph Maria Olbrich
Bauphase: 1900 - 1901
Das am Alexandraweg gelegene Kleine Haus Glückert bildet ein Pendant zum benachbarten Haus Habich. Ursprünglich als Wohnhaus für das Koloniemitglied Rudolf Bosselt vorgesehen, erwarb es schon während der Bauzeit der Hofmöbelfabrikant Julius Glückert, der bis zu seinem Tod 1911 darin wohnte.
Die nach Norden weisende Fassade besteht überwiegend aus glatten weißen Putzflächen, die in der unteren Etage von hochrechteckigen, schmalen Fenstern zu beiden Seiten eines flachen Risalits unterbrochen werden. Dieser findet seinen oberen Abschluss in Form eines hölzernen Rahmens mit geschnitzten Figuren von Rudolf Bosselt, die zwei große Sprossenfenster einfassen. Das dunkle Holz bildet einen reizvollen Kontrast zu den hellen Putzflächen ringsum.
Auffällig an dieser erfrischend klaren Architektur mit kubischem Baukörper ist die ungewöhnliche Dachform. Das mit Zinkblech versehene Dachgeschoss vermittelt durch seine seitlichen Schildgiebel den Eindruck eines Tonnendachs. Nach Süden schließt sich eine großzügige Dachterrasse an, unter der sich ein großes Bogenfenster befindet. Auch die Fenster zu den weiteren Seiten des Hauses verweisen mit ihrer unterschiedlichen Form und Größe auf die innere Raumverteilung. Mit dem Kubus als Bauform und einer klaren Verteilung von Flächen und Fenstern nach dem inneren Nutzen verkörpert dieses Wohnhaus bereits Prinzipien der kommenden Moderne.
Die beiden Häuser, Habich und Glückert, wurden während der Ausstellung 1901 durch einen öffentlichen Garten miteinander verbunden. Dieser war Teil der von Olbrich gestalteten Gesamtanlage von vier Wohnhäusern sowie dem Ateliergebäude im Norden und dem temporären „Haus für Flächenkunst“ im Süden der Künstlerkolonie.
Das Kleine Haus Glückert ist als Architektur im Original erhalten, auch die von Patriz Huber entworfene Inneneinrichtung wurde zum großen Teil vor späteren Veränderungen bewahrt. Lediglich der nach Osten gelegene Eingang wurde im Zuge einer Umnutzung zu einem Mehrfamilienhaus vereinfacht.
